Donnerstag, 14. Juni 2007 – Von Saint-Hubert nach Metz (21 km)

 

Das musste ja kommen: Heute Morgen entdecke ich beim Duschen eine kleine Zecke, die sich an meinem Unterschenkel festgeklammert hatte. Mit der Zeckenzange wird sie fachmännisch entfernt. Es bleiben keine „Folgeschäden“. Ebenfalls entdecke ich diverse Insektenstiche. U.a. auch zwei parallele Einstiche, die wohl durch einen Flohbiss entstanden sind: Mein süßer Goldenretriever lässt grüßen – und sich heute nicht wieder sehen.

 

Das Frühstück ist reichlich und – familiär. Man sitzt gemeinsam mit den Gastgebern an einem dekorativ gedeckten großen Bauerntisch in der Eingangsdiele mit Blick in den grünen Innenhof. Die wenigen Französischkenntnisse - gemischt mit Englisch - reichen, um sich einwenig kennenzulernen. Die Gastgeberein ist Sophrologin, eine Entspannungstherapeutin für Körper, Geist und Seele. Bei der wunderschönen lieblichen Umgebung hier in Saint-Hubert scheint der Erfolg der Therapie wohl vorprogrammiert.

 

Doch wir können davon leider keinen Gebrauch mehr machen. Denn gegen 9:00 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Metz. Es sind „nur“ 21 km, aber die haben es in sich. Eigentlich wollte ich auf der Strecke nach Vigy einen kleinen Umweg durch den Wald machen. Aber nach den Erfahrungen von gestern lassen wir lieber das Experiment und laufen den direkten Weg nach Vigy, von dort nach Méchy, Charly-Oradour und Chieulles. Es geht heute nur über wenig befahrenen Landstraßen. Die Gegend ist wenig interessant, wenig Wald, viele Felder und alles relativ flach. In Chieulles sind wir gegen Mittag, suchen aber vergebens nach einer Bar oder einem Restaurant. Nicht mal eine Boulangerie war zu sehen, obwohl wir doch fast schon in Metz sind. Mein Mitwanderer gibt für heute auf. Sein dicker Zeh ist schlimmer geworden und er hat Probleme beim Laufen. Er will den nächsten Bus nach Metz nehmen. Dort treffen wir uns dann im Hotel.

 

Ich halte aber durch und marschiere „à pied“ in Metz ein. Zunächst

komme ich durch die Vororte „Saint-Julien-lès-Metz“, dann gegen

15 Uhr über den Ortsteil „Saint-Pierre“ und den Festungsmauern zur

Porte Allemands, dem „Deutschen Tor“. Hier finde ich endlich eine

Bar, in der es neben einem kühlen Bier auch ein selbstgemachtes

„Sandwich fromage“ gibt - nach dem – ergiebigen - Frühstück die

erste Mahlzeit heute.

 

Zum Hotel ist es nun nicht mehr weit. H.O. hat sich schon dort bequem gemacht und „pflegt seine Wunden“. Es geht schon wieder und nach einer erfrischenden Dusche machen wir uns auf zur Stadtbesichtigung.

 

                                Da es schon relativ spät ist, holen wir uns in der erstbesten Kirche

                                („Notre Dame“) den Pilgerstempel (was man hat, hat man). Dann

                                kommen wir zur „Cathedrale Saint-Étienne“, dem Stephans-Dom mit

                                den berühmten Fenstermalereien von Chagall.

 

                                Zum Abendessen lassen wir uns in einer Pizzeria nieder, wo man

                                endlich mal wieder Spaghetti Bolognese bestellen kann.

Freitag bis Samstag, 15. bis 16. Juni 2007

 

Da sich sein großer linker Zeh in den letzten Tagen nicht richtig erholen konnte, möchte H.O. in Metz nach ca. 100 km die diesjährige Pilgertour beenden. Da passt es ja gerade, dass sich heute B. für den Rest der Tour angekündigt hat, quasi als unfreiwillige Ablösung.

 

So begleite ich H.O. gegen Mittag zum Bahnhof und verabschiede ihn.

Bis zur Ankunft von B. am späten Nachmittag kann ich mir jetzt noch

etwas von der Stadt anschauen. Das Wetter ist – wie immer –

sonnig durchwachsen und ich mache ein paar Fotos. Zu sehen gibt es

schon eine Menge. Metz als Hauptstadt von Lothringen hat einen

schönen mittelalterlichen Stadtkern. Von der knapp 50jährigen

Zugehörigkeit zum Deutschen Kaiserreich Ende des 19. Jahrhunderts

sind viele Gründerzeitbauten erhalten, darunter der prächtige Hauptbahnhof. Aber „deutsch“ wirkt die Stadt heute beileibe nicht. Französisches Flair ist überall zu spüren.

 

Nachdem ich B. vom Bahnhof abgeholt habe und er sich etwas frisch gemacht hat, bummeln wir durch die Altstadt. Abends wird richtig französisch gegessen. Am Place Saint-Jaques gibt es ein typisches Lokal im Jugendstil-Ambiente. Gleich von drei Kellnern bzw. Kellnerinnen werden wir bedient. Und das 3-Gänge-Menü zu einem Preis (18 EUR p.P. inkl. einem Getränk), den man in Deutschland – zumindest in einem sich französisch nennenden Lokal – vergeblich findet.

 

Auf dem Rückweg zum Hotel geraten wir in einen Wolkenbruch. Da nützt der kleine Schirm nichts. Wir flüchten uns irgendwo in eine Hausnische und warten. Gott sei Dank, der Regen hört bald auf und wir erreichen nun einigermaßen trockenen Fußes unser Hotel.

 

                                 Am Samstag machen wir zunächst einen ausgiebigen Spaziergang

                            zu  den reichlich vorhandenen Grün- und Wasseranlagen (Jardin

                                 d’Esplanade, Moselarme und – kanäle mit kleinen und großen

                                 Freizeitseen). Dann ist ein Schaufensterbummel angesagt. Wir

                                 finden in einer kleinen Seitenstraße in der Innenstadt einen Artisan

                                 et Menuisier (Kunstschreiner).

 

In seinem winzigen Geschäft beherbergt er wohl tausende von großen, kleinen und kleinsten Holzornamenten, ein bisschen verstaubt, aber wohl geordnet und auch im Schaufenster sichtbar gemacht. Als alter Heimwerker muss man da doch einfach mal rein und etwas stöbern. Tatsächlich findet B. ein rokkoko-geschwungenes Tischbein aus Buchenholz. Das sucht er schon seit längerem. Der Preis ist akzeptabel und schon ist es gekauft. Aber – soll das Teil nun mitpilgern, oder als Krücke dienen? Es wiege ja nicht viel, meint B.G., und allzu groß ist es ja auch nicht. Daher will er es in seinem Rucksack verstauen. Nun gut.

 

Abends gehen wir in dieselbe Pizzeria, in der ich mit H.O. am Donnerstag gewesen bin. Aber dort kann man natürlich auch „französich“ essen, so mit allem Drum und Dran und mit gewiefter Raffinesse.

Impressionen
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