Impressionen
in Bild und Wort

Samstag, 14. Mai 2011 – Von Givors nach Vienne (19 km)

 

Nach dem Wachwerden schau ich meistens immer erst aus dem Fenster: So schön das Wetter auch gestern war, heute morgen ist der Himmel bedeckt - es „riecht“ nach Regen. Um halb neun Uhr brechen wir auf. Lyon „Ade“, oder „à Dieu“, „Salut“, „maach et jot“ - wir haben uns hier sehr wohl gefühlt. Eine Stadt zum Wiedersehen, nicht zu klein und auch nicht zu groß, mit Hausberg und zwei Flüsse fließen mittendurch - gerade richtig zum Wohlfühlen.

 

Mit dem Zug fahren wir zurück nach Givors. Von der Stadt sehen wir nicht viel, außer dass wir vom Bahnhof knapp einen Kilometer durch die Altstadt Richtung Süden laufen.

 

Givors ist ein typischer Industrie-Vorort im Süden von Lyon mit knapp 20.000 Einwohnern, direkt an der Rhône gelegen. Hier kreuzen sich wichtige Straßen und Bahnlinien. Im Südwesten der Stadt geht es steil hoch zum Plateau de Cras - von 158 m bis zu 300 m. Hier beginnt auch der Parc naturel regional du Pilat, benannt nach dem 1.387 Meter hohem Berg, der sich etwa 25 km Luftlinie südwestlich von Givors erhebt. Dieser Naturpark im südöstlichen Vorgebirge des Massif central, auf der Westseite der Rhône gelegen, ist das größte Naherholungsgebiet für die Lyoner, ideal für Wanderer und Radfahrer.

 

Wir streifen dieses Gebiet auf unserem Weg nur am Rande. Aber was wir dort sehen, lässt uns erahnen, welche bizarren Landschaften wir verpassen. Doch wir sind ja nicht auf einer „normalen“ Wanderung. Es gilt Kompromisse zu schließen, wenn man das „große Ziel“ im Auge behalten will und nicht endlos Zeit hat. Und so haben wir uns bei unserem Weg für die östliche Seite der Rhône entschieden. Hier ist es „lieblicher“, zumindest was Höhen und Tiefen betrifft. Und man kommt schneller voran. Was aber nicht heißen soll, dass wir hetzen, wie man es bei manchen Jakobspilgern in den Internetforen lesen kann, die sich damit „rühmen“ am Tag 30 km und mehr bewältigt zu haben.

 

Nach dem Erklimmen des Plateaus im Süden von Givors bis zu einer Höhe von knapp über 200 m ein Blick zurück ins Tal der Gier (so heißt der Fluss, der bei Givors in die Rhône mündet). Ähnliches werden wir auf unserer Tour in diesem Jahr fast jeden Tag erleben: Morgens ein Aufstieg mit mehr oder weniger wehmütigen Rückblicken auf den Ort der vergangenen Nacht. Und bei der Ankunft nachmittags ein Abstieg mit meist schönen erwartungsvollen Sichten auf das vor uns liegende Etappenziel.

 

Nach gut einer halben Stunde südwärts mit Anstieg bis auf über 300 m gibt es eine 90 Grad-Wendung nach Osten, vorbei an trächtigen alten Kirschbäumen, bei denen ich mich wieder kräftig bediene. Das scheint ja dieses Jahr eine „Tour de Cerises“ zu werden, wenn das so weiter geht. Mal sehen, welche Früchtchen uns noch begegnen.

 

                                   Der Himmel wird immer dunkler, der Regen scheint

                                   unausweichlich. Bald sehen wir wieder die Rhône und es

                                   beginnt der Abstieg nach Loire-sur-Rhône, ein kleines

                                   langgezogenes „Straßendorf“.

 

                                   Unten angekommen wollen wir nicht über die Dorfhauptstraße

                                   gehen, sondern haben uns auf der Karte etwas oberhalb

                                   parallel einen scheinbar schöneren Weg ausgesucht. Doch nach

gut einer halben Stunde finden wir den auf der Karte eingezeichneten Abstieg gesperrt: „Privé“. Also zurück. Gegen 10 Uhr sind wir wieder unten im Dorf. Es folgt ein etwa 30-Minuten-Marsch durch das Dorf inkl. Einkauf in der Bäckerei. Dabei beginnt es von leicht bis mittelstark zu regnen. Erst reicht noch der Regenschirm, dann muss der Poncho ausgepackt werden.

 

Am südöstlichen Ende des Straßendorfs müssen wir wieder hoch. Dieses

Mal ist der Aufstieg bedeutend steiler: Von 158 auf 400 m bei einer

Strecke von 2 km. Nach zwanzig Minuten in südlicher Richtung mit

leichtem Gefälle erreichen wir den Sentier Odouard, der gen Osten

führt. Zunächst geht es hier einen Kilometer leicht bergab, dann folgt

ein steiler Abstieg in das bizarre, wild bewachsene und waldreiche Tal

des Bächleins Ruisseau du Nid. Man fühlt sich fast wie im Urwald mit

phantasievollen Fels– und Baumformationen, meterhohen Buchsbäumen,

Holunderbuschwerk und und und …

 

                                Bei dieser Idylle vergessen wir fast den Regen; er hat aber auch

                                merklich abgenommen, als wir gegen 13:30 h das Tal verlassen.

                                Doch noch sind wir nicht unten. Das „Tal“ liegt auf einer Höhe

                                von 250 m und wir laufen erst noch einmal bis zu einer Höhe

                                von 320 m. Bei Chaumartin, einem Ortsteil von Saint-Romain-en-Gal erheischen wir wieder einen schönen

                                Blick auf das Rhônetal. Bei schönem Wetter hätten wir von hier

                                aus die Umrisse von Lyon sehen können. Dann beginnt tatsächlich der letzte langsame aber kontinuierliche Abstieg für heute. Und wir sehen von weitem auch schon Wien, pardon „Vienne“, unser heutiges Tagesziel.

 

Bei diesem ständigen auf und ab kommt einiges an Steigungen und Gefälle zusammen: Genau 613 Meter Steigungen und 624 Meter Gefälle sind es heute.

 

Doch noch sind wir nicht am Ziel. Gegen 14 Uhr sind wir in dem kleinen

alten Städtchen Saint-Romain-en-Gal, welches direkt gegenüber Vienne

liegt, getrennt durch die Rhône, die hier gleichzeitig die Grenze zwischen

den Départements Rhône (westlich) und Isère (östlich) bildet.

 

In St-Romain lassen wir uns auf einer Terrasse einer kleinen Bar unweit

des mächtigen alten Wehrturmes nieder. Die Rhône ist nur ein paar Meter

entfernt, sehen können wir sie aber von hier aus noch nicht. Allerdings

fällt unser Blick auf die Hausberge von Vienne mit dem Château de La Batie (XIIIe) auf dem Mont Salomon (278 m) im Norden von Vienne und la chapelle Notre-Dame de Pipet im Osten.

 

Schließlich überqueren wir die Rhône über die Fußgängerhängebrücke. Gegen 15:00 h treffen wir in Vienne ein. Wir laufen direkt auf die Cathédrale Saint-Maurice zu. Unser Hotel liegt am nördlichen Ende der Altstadt. Es regnet hin und wieder - also Schirm auf, Schirm zu …

 

Nach dem Einchecken und der obligatorischen Dusche versuchen wir die alte Stadt mit ihren 30.000 Einwohnern zu erkunden. Es gibt einiges zu sehen, vor allem aus der Antike: Z. B.

                                das noch gut erhaltene römische Theater, welches im Sommer

                                gerne für Veranstaltungen aller Art genutzt wird. Doch der leichte,

                                aber permanente Regen verdirbt uns den Spaß am Stadtrundgang

                                und wir machen uns auf der nicht leichten Suche nach einem

                                geeigneten Restaurant - wer die Wahl hat, ….

 

                                Abends entdecken wir noch einige illuminierte Fotomotive, so die

                                Rhônebrücke beim Sonnenuntergang - doch leider ohne Sonne,

                                aber dafür endlich auch ohne Regen.

Tour 7 - Etappe 3

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