Donnerstag, 27. Mai 2010 – Von Beaune nach Chagny (24 km)

 

Beaune hat uns gestern Nachmittag wettermäßig fast genau so begrüßt, wie vor einem Jahr, als wir hier in dieser berühmten burgundischen Wein-Hauptstadt unsere 7. und letzte Etappe der 5. Tour beendeten: Wolkenvergangener Himmel und hin und wieder ein paar Tropfen Regen. Doch dem Charme der mittelalterlichen Stadt mit ihren sehenswerten Gassen,  Plätzen und Gemäuern kann das nichts anhaben. Ein Besuch lohnt sich immer wieder, auch schon wegen der preiswerten Restaurants, in denen auch abends gute 4-gängige Menüs für 15 EUR angeboten werden. Und auch der bei uns so teure burgundische Wein ist hier - selbst für Touristen - günstig zu haben.

 

Heute Morgen - wie fast immer gegen 9 Uhr - machen wir uns bei bedecktem Himmel, aber für Wanderungen mit 10-Kilo-Rucksack angenehmen Temperaturen auf den Weg. Zunächst geht es durch die südwestlich von Beaune gelegenen Weinberge; na ja, richtige Berge, wie man sie vom Rhein oder von der Mosel her kennt, sind es ja nicht, allenfalls sanfte Höhen.

 

Wir verlassen kurz hinter Beaune den ausgeschilderten Jakobsweg und gehen parallel dazu etwa 2 km im „Zickzack-Kurs“ über den „Chemin des Grands Crus“, also durch die Wein-

                           felder, die amtlicherseits als die besten Lagen gekennzeichnet werden.

                           Es ist zwar ein kleiner Umweg. Da wir aber auf unserer Tour doch

                           überwiegend über asphaltierte Wege oder Straßen gehen werden, sind

                           uns Feld–, Wald- und Wiesenwege natürlich eine willkommene

                           Abwechslung. Außerdem geht es hier leicht bergan und wir haben oben

                           eine fantastische Weitsicht süd-ostwärts in das Saône-Tal.

 

Nach knapp einer Stunde erreichen wir Pommard, für Liebhaber burgundischer Rotweine ein Begriff. Hier wird ausschließlich der Pinot Noir (Spätburgunder) angebaut. In einem Vorgarten entdecken wir zwei große, in die Erde gepflanzte Palmen, denen dank der günstigen Lage hier offenbar auch strenge Winter nichts anhaben können.

 

Weiter geht‘s über Volnay nach Meursault, wo wir gegen Mittag eintreffen. In diesem ebenfalls berühmten Weinort wird fast ausschließlich Weißwein aus der

Rebsorte Chardonnay angebaut. Wir machen es uns auf dem Marktplatz

gegenüber dem Rathaus auf einer Bank bequem und stärken uns mit

unseren mitgebrachten Speisen und Getränken. Meursault war übrigens

ein Schauplatz des im 2. Weltkrieg spielenden Films „Die große Sause“

mit dem unvergessenen Komiker Louis des Funès.

 

Wir lassen Meursault hinter uns und gehen weiter durch die Weinfelder, die als Einzellage oft mit Jahrhunderte alten romantischen mehr oder weniger verfallenen und mit Moos bewachsenen Kalksandstein-Mauern, -Törchen und -Schutzhütten eingegrenzt sind („Clos“).

 

Der Himmel wird immer dunkler. Gegen 13:30 h werden wir kurz vor Puligny-Montrachet von einem kurzen heftigen Sturzregen überrascht. Wir können uns aber noch bis zu den ersten Häusern „retten“. Die Kirche ist zwar geschlossen aber als Regenschutz kann sie uns im Eingangsbereich noch nützlich sein. Nur ein paar Minuten später ist der Spuk vorbei. Wir machen uns weiter auf den Weg und entdecken am Ortsausgang ein Café/Restaurant mit Straßenterasse. Die Wirtin macht gerade die Stühle trocken. Wir sagen „Bon jour“ und bestellen einen „Petit Café“.

 

                        In Chassagne-Montrachet gehen wir am Château vorbei, heute

                        der Sitz eines großen Weinkellers bzw. -vertriebs. Vo weitem sehen

                        wir die Windmühle von Santenay. Wir kommen nun leicht abwärts in

                        die Tiefebene des Canal du Centre, einer schiffbaren Verbindung von Loire

                        und Saône.

 

                       Etwa 15:30 h sind wir dort. In Remigny gibt es eine sehr schöne Kirche

                       aus dem 13. Jahrhundert. Nun sind es noch knapp eine Stunde bis zu

                       unserem Etappenziel Chagny. Wir gehen den Weg ostwärts am Kanal

                       entlang.

 

In Chagny angekommen finden wir eine günstige Unterkunft im zentral gelegenen Hotel de la Ferté, einem Haus aus dem 19. Jahrhunderts. Nach dem üblichen Frischmachen und einer kurzen Ruhepause entdecken wir die mittelalterliche Stadt (etwa 5.400 Einwohner).

Der Glockenturm (Cloche) der Kirche St-Martin ist aus dem 11. Jahrhundert, der Rest aus mehreren Epochen danach. Die alten Häuser sind größtenteils liebevoll

restauriert - und Blumen sieht man hier zuhaufe, wie überall in Frankreich.

 

Auf der Suche nach einem Restaurant entdecken wir abseits von der

Hauptstraße von weitem ein Schild „GRILL“. Wir gehen näher heran und

lesen den Untertitel „GRENIER A SEL“, also Salzspeicher. Von außen

sieht das Gebäude nicht besonders einladend aus. Wir wagen einen

Blick durch die Fenster ins Innere und geraten ins Staunen. Ein offener

Grill im meterhohen Gemäuer mit Gewölbedecken. Die Wände aus Bruch-

steine sind gut restauriert, die Tische wie vom Feinsten gedeckt. Aber

können wir uns hier ein Abendessen leisten? Neugierig schauen wir auf

die Speisekarte und geraten wieder ins Staunen. Das sind ja zivile Preise.

 

Doch es ist noch keine 19 Uhr. So warten wir noch eine halbe Stunde und sind dann die ersten Gäste in diesem Lokal. Zuerst bekommen wir quasi als Begrüßung einen kostenlosen Aperitif vorgesetzt. Wir bestellen ein 3-Gänge-Menü für unter 14,95 EUR, welches hervorragend zubereitet ist. Das Fleisch wird an der offenen Feuerstell für alle sichtbar von einem Kellner kunstfertig und schnell gegrillt. Denn beeilen muss sich die einzige Bedienung in dem großen Lokal, da nach und nach Gäste eintreffen. Als wir gegen 20:30 Uhr das Lokal verlassen, ist es fast proppevoll oder „complet“ wie die Franzosen sagen.

 

Impressionen
in Bild und Wort

Tour 6 - Etappe 1

Mein Jakobsweg

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Zu den Notizen der Etappen:

6.1  6.2  6.3  6.4  6.5  6.6  6.7  6.8  6.9

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