Mittwoch, 2. Juni 2010 – Von Mâcon nach Belleville (28 km)

 

Mit dem Bus fahren wir kurz nach 9 Uhr wieder aus der Stadt zum TGV-Bahnhof, unserem gestrigen Etappenende. Hier beginnt die längste Strecke in der diesjährigen Tour. Der Himmel ist zwar noch bewölkt, aber angenehm kühl ist es auch nicht gerade.

 

                              Kaum sind wir ein paar Meter gegangen, entdecken wir an einem

                              Laternenpfosten die Jakobsmuschel, modern gestylt, anders als wir

                              sie bisher gesehen haben. Und sie zeigt nach oben, wenn es

                              geradeaus geht. Aber wo kommt der Jakobsweg her und wo führt

                              er hin? Ich denke, der Weg kommt aus der Westschweiz und dem

                              Osten Frankreichs und führt über Mâcon nach Le Puy, denn schon

                              nach etwa 1 Kilometer weist der Weg nach Westen, während wir den Weg südwärts gehen.

 

Übrigens, so gut ausgeschildert haben wir den Jakobsweg bisher noch nirgends vorgefunden: Fast alle fünfzig Meter entdecken wir ihn an jedem Laternenposten bzw. Verkehrsschild.

 

Nach einer guten Viertelstunde schon erreichen wir Loché mit seinen beiden Schlössern Château des Morandes und - nur wenig später - Château de Vinzelles, beides stattlich wuchtige Gebäude im historisierenden Stil mit ihren dazugehörenden Weingütern.

 

Kurz darauf schon sind wir in Chaintre, ebenfalls ein Weinort des Mâcconais. Es ist zwar noch ein bisschen früh für eine Pause, doch eine geöffnete Bäckerei am Kirchplatz lädt uns zu einer Tasse Kaffee ein. Vor der Kirche versammeln sich etliche Männer des Ortes - still harren sie aus, es wird kaum gesprochen. Offenbar handelt es sich um eine Beerdigung und die Frauen sind noch in der Kirche.

 

Hinter Chaintre geht es abwärts und unten im Tal am Bächlein

„Gointrond Rau“ ist die Grenze zwischen den Weinbaugebieten

Mâcconais und Beaujolais. Hinter der Talmulde aufwärts werden

wir vor dem Ort Chânes auch schon mit entsprechenden Schildern

willkommen geheißen. Rundum von Weinfeldern eingekreist und am

Berghang auf einer Höhe von 247 m gelegen, hat der kleine Orrt eine

Kirche aus dem 11./12. Jahrhundert mit typisch cluniazensischen

achteckigen Glockenturm.

 

                                Vorläufig letzter Weinort im Viertelstundentakt: Noch etwas höher

                                gelegen (272 m) kündigt sich Saint-Amour-Bellevue an.

                                Es ist 11:30 h. Noch ist der Himmel bedeckt, aber „peu à peu“

                                lässt sich die Sonne blicken und die hat es jetzt in sich. Nun

                                müssen wir etwa 1 Stunde ohne Ortschaften auskommen, das

                                heißt, wir gehen durch eine hügelige Landschaft, die vorwiegend

                                durch Weinfelder geprägt ist. Dabei blicken wir auf der Höhe zu unserer Linken wieder mal in das flache Saône-Tal und rechtsseitig in die nordöstlichen Ausläufer des Zentralmassivs.

 

Dann - nach weiteren 6 km - gelangen wir gegen 13:20 h in den westlichen Teil von Chénas mit seinem berühmten Rotwein aus der Lage „Moulin-à-Vent“, der aus der Rebsorte Gamay entsteht und für seine Tiefgründig- und Langlebigkeit bekannt ist. Kurz zuvor - im Tal mit dem Bächlein „Bief“ - haben wir die Verwaltungsgrenze zwischen den Regionen Bourgogne und Rhônes-Alpes überquert. Das Weinbaugebiet Beuajolais erstreckt sich also nur zum geringen Teil auf burgundisches Gebiet, größtenteils zählt es zum Département Rhône in der Region Rhône-Alpes mit der Hauptstadt Lyon.

 

Nun dauert es über 1 1/2 Stunden bis zur nächsten Ortschaft. Die

Sonne ist jetzt voll im Einsatz und wir müssen unser Engagement

entsprechend reduzieren. Unterwegs bei „les Grands Fers“ auf einer

Höhe von knapp 300 m haben wir einen herrlich weiten Rundumblick,

                               im Süden sieht man schon ansatzweise die

                               Berge um Lyon und in der flachen Ebene rechts

                               davon muss wohl die Rhône Richtung Mittelmeer

                               fließen.

 

                               Kurz vor 15 Uhr sind wir in Lancié. Keine Bar, kein Restaurant lädt

                               uns müde Wanderer ein. Dennoch machen wir eine kleine 

                               Verschnaufpause vor einer Bar mit „Terasse“. Sitzgelegenheit an

                               der Straße ist zwar vorhanden, aber das Lokal hat geschlossen.

                               Also brechen wir schon bald wieder auf und gehen abwärts durch

                               Weinberge und an einem kleinen rundartigen Gebäude vorbei mit

                               Blick auf das Château de Corcelles. Dann - nach einer dreiviertel

                               Stunde - kommen wir durch den gleichnamigen Ort

                               „Corcelles-en-Beaujolais“.

 

Nun sind es noch etwa 6 km, also knapp 2 Stunden bis zu unserem Etappenziel. Wieder rauf und runter, querfeldein durch Weinberge und wir sehen schließlich die ersten Häuser von Belleville. An der Rue Nationale, die von Norden nach Süden verläuft, finden wir im Vorort Saint-Jean-d‘Ardières sogar eine geöffnete Bar, wo wir unseren Durst löschen können.

 

Nach der Stärkung geht es auf Hotelsuche. Bis zum historischen Ortskern sind es noch zwei Kilometer. Da sollen sich angeblich mehrere Hotels befinden. Doch die erste Enttäuschung ist da. Das am nächsten liegende Hotel hat zwar eine Musik-Bar, aber keinen Stern. Da lassen wir lieber die Finger davon. Das zweite Hotel liegt zwar direkt in der Innenstadt, hat aber zur Zeit „wegen Renovierung“ geschlossen. Bleiben uns noch zwei etwas modernere Hotels am südlichen Stadtrand im Industriegebiet, die geöffnet haben. Auf der Suche dorthin sprelchen wir einen Passanten auf der Straße in französischer Sprache an. Doch der antwortet auf Deutsch: „Tut mir leid, ich verstehe nicht, ich bin aus Deutschland …“

 

Die 28 km haben uns bei der immer stärker werdenden Hitze zu schaffen gemacht. Gegen 17 Uhr sind wir im Hotel völlig verschwitzt angekommen. Nach der

üblichen, heute aber etwas länger dauernden Regenerations-Phase

machen wir uns auf zur Stadtbesichtigung.

 

Allzu viel gibt es nicht zu sehen. Die Stadt mit gut 7.000 Einwohner

hatte ursprünglich eine Befestigung, die aber schon vor Jahr-

hunderten im Rahmen diverser Kriegswirren geschliffen wurde.

Ansonsten gibt es eine Kirche aus dem 12. Jahrhundert, die

ursprünglich Bestandteil einer während der französischen Revolution

zerstörten Augustinerabtei war, die von einem der Herren von

Beaujeu gestiftet wurde. Daneben existiert ein Hôtel-Dieu aus dem

Jahr 1733.

 

In der Stadt suchen wir ein Restaurant. Zwei Lokale haben geöffnet,

jedoch etwas essbares gibt es in der Woche nur mittags. Also

müssen wir uns mit einer Pizza in einem Schnellimbiss begnügen.

 

Impressionen
in Bild und Wort

Tour 6 - Etappe 7

Mein Jakobsweg

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6.1  6.2  6.3  6.4  6.5  6.6  6.7  6.8  6.9

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